Couleurbegräbnis Bbr. Gerwin


OLwR i.R. Dipl.-Ing. Heinrich Neugschwentner v/o Gerwin

7. September 2012, 15 Uhr, Stadtfriedhof Gänserndorf

 

KONDOLENZBUCH

Grabrede von Cbr. Prof. Ernst Exner v. Dr. cer. Maestro, Pan

Liebe Familie Neugschwentner, liebe Trauergäste, liebe Cartell- und Bundesbrüder, die heute diese Stunde des Abschiednehmens vereint.

 

Ich möchte mich bemühen, für die Katholisch-Österreichische Hochschulverbindung als Bundesbruder Worte des Gedenkens an unseren Bundesbruder Dipl.Ing. Heinrich Neugschwentner v. Gerwin zu finden.

 

Seit 1947, seit nunmehr 65 Jahren, hat er unserer „Pannonia“ angehört, hat er das blau-gold-rote Band, das uns als äußeres Zeichen verbindet, getragen.

 

Dem Katholischen Couleurstudententum war er noch länger verbunden. 1936 wurde er bei e.v. Rhaeto-Norica Klosterneuburg rezipiert, seit 1956 trug er auch das Band e.v. Leopoldina Gänserndorf.

 

Ich möchte nicht über seinen äußeren Lebensweg sprechen, seine Jugend, über die verlorenen Jahre, die er wie viele seiner Generation als Soldat erleben musste, die Jahre als Student an der Hochschule für Bodenkultur, nicht über seinen beruflichen Lebensweg.

 

Das sind alles wichtige Stationen in seinem Leben gewesen. Aber in einem noch so erfolgreichen Leben eines Menschen gibt es doch darüber hinaus viel mehr.

 

Sein langes und erfülltes Leben war vor allem seiner Familie gewidmet, und wir, seine Freunde und Bundesbrüder, durften daran teilhaben.

 

Ich denke an den Menschen, der Zeit seines Lebens in aufrechter und aufrichtiger Gesinnung seinen Weg gegangen ist und für alle, die ihn gebraucht haben, immer da war und vielen ein Vorbild war.

 

Wir leben in einer Zeit der Mittelmäßigkeit, in der fast alle Lebensbereiche von einer immer mehr zunehmenden Unverbindlichkeit und Gleichgültigkeit bestimmt werden. Werte und Leitlinien, Glaube, Heimat, Wissenschaft und Lebensfreundschaft, wie es katholische Studenten zu leben versuchen, werden nicht nur belächelt, sondern gering geschätzt und oft abgelehnt.

 

Für Gerwin waren es unverrückbare Prinzipien, die er gelebt hat

 

Ein Dichterwort sagt: Alles kann man mir nehmen, nur das nicht, was ich gegeben habe!

 

Er hat seiner Familie, seinen Freunden viel gegeben, vor allem Freundschaft. Er war uns, wie wir es sagen, ein über Jahrzehnte treuer Bundesbruder.

 

Was ist denn Freundschaft, was bedeutet dieser so oft strapazierte Begriff, was heißt es denn, einen Freund, einen Bundesbruder, zu haben?

 

Eine zeitlosere Interpretation finde ich im Alten Testament im Buch „Jesus Sirach“, das vor 2200 Jahren in Jerusalem geschrieben wurde:

 

„Hast du einen Freund gewonnen, gewinne ihn durch Erprobung, schenke ihm nicht zu schnell dein Vertrauen!“

 

„Ein treuer Freund ist eine starke Burg, wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden!“

 

„Für einen treuen Freund gibt es keinen Preis, nichts wiegt seinen Wert auf.“

 

Ein zweiter Wegweiser ist das Handorakel „Die Kunst der Weltklugheit“ von Balthasar Gracian aus dem 17. Jahrhundert:

 

„Freunde haben: Es ist ein zweites Dasein. Keine Einöde ist so traurig, wie ein Dasein ohne Freunde. Die Freundschaft vermehrt das Gute und verteilt das Schlimme. Sie ist das einzige Mittel gegen das Unglück, gleichsam das Aufatmen der Seele.“

 

An diese Sätze erinnere ich mich, wenn ich an die Jahrzehnte währende treue Freundschaft und Verbundenheit denke, die Gerwin vielen unter uns geschenkt hat und das Wissen darum und die Erinnerung daran ist das Bleibende, das uns über diese Stunde der Trauer hinaus für immer gegenwärtig sein wird.

 

Man sagt, die Gräber auf einem Friedhof bergen viele Menschen, die sich im Leben für unentbehrlich gehalten haben.

 

Ich glaube nicht, dass Gerwin dazu gehört hat. Aber er wird wie alle, die ihm vorausgegangen sind, entbehrlich sein müssen, aber zu ersetzen ist er nicht. Dort, wo es ihn gab, bleibt eine große Lücke zurück.

 

In einem Lied, das wir im Gedenken an einen verstorbenen Bundesbruder singen, heißt es:

 

Dir, Bruder im Grabe, Dir rufen wir zu: Gott gebe für Deine Liebe und Treue Dir Friede und Ruh’!

 

In dieser Gesinnung werden wir unserem Bundesbruder die Mütze und das Band, die er getragen hat, mit in sein Grab geben.

 

Pro Deo et patria! Semper bonae voluntatis!

für Pannonia

 

Treu dem Volke, treu dem Glauben!

für Rhaeto Norica

 

Für Glaube und Volk!

für Leopoldina

 

Fiducit toter Bruder!